CD-ROM Zwei Beurteilungen von Ernst Wagner und weiter unten von Michael Schacht
CD-ROM  "Albrecht Dürer – Das Gesamtwerk"
Verlag Directmedia Publishing Berlin, 2000
Systemvoraussetzungen PC ab 486 / 8 MB RAM / ab Windows 3.11
ISBN 3-932544-26-9, DM 149.-
 
 

Albrecht Dürer – Das Gesamtwerk“ ist  eine CD-ROM aus der verdienstvollen Reihe „Digitale Bibliothek“ (s. Besprechung zu „Kindler Malereilexikon“). Den Hauptteil bildet die Datenbank mit 2000 Werken Dürers (sämtliche Gemälde, Handzeichnungen, Kupferstiche, Holzschnitte und Kirchenfenster). Dazu kommen alle von Dürer selbst publizierten kunsttheoretischen Schriften in Faksimiles der Originaldrucke, sowie eine Auswahl aus Briefen und Tagebüchern. Die zusätzlich gebotene Einführung von Fedja Anzelewsky zu Dürer wird im Rahmen dieser Besprechung nicht gewürdigt.

Die Funktionalitäten und die Nutzeroberfläche der Datenbank ist identisch mit den Standards der „Digitalen Bibliothek“ (s. Besprechung zu „Kindler Malereilexikon“ – die dort besprochenen Features werden hier nicht mehr eigens erwähnt, ergänzt sei hier noch ein Hinweis auf die gut durchdachten Kontextmenues der rechten Maustaste). Am überzeugendsten ist in dieser CD sicher die Funktion „Tabelle“. Wie im Windows-Explorer können die Datenbestände mit einem einzigen Mausklick nach bestimmten Gesichtspunkten sortiert werden, hier nach: Jahr, Titel, Genre, Technik, Größe, Ort, Galerie, Konkordanzen. Ein Klick auf Titel listet z.B. alles „Adams“ untereinander, ein Klick auf Jahr z.B. alle im Jahr 1510 entstanden Werke, mit einem Klick auf Genre kann ich z.B. alle Aquarelle hintereinander anzeigen lassen (die ich mit einem weiteren Klick auf Technik in Deck- und Wasserfarben und Mischtechniken differenzieren kann) oder ich suche alle Bilder, die z.Z. in München aufbewahrt werden. Dabei werden die dazugehörigen Bilder in einer „Briefmarken-Vorschau“ bei Mausberührung angezeigt. Ein weiterer Klick zeigt dann das Bild in meist ordentlicher Auflösung und Qualität. Alle 2000 Bilder können zusätzlich wie in einer Diasammlung durchblättert werden. Zusammen mit den Möglichkeiten des Suchens in den Texten und Bildern macht dies alles die CD-ROM zu einem äußerst leistungsstarken Werkzeug nicht nur eines Dürerspezialisten.
Leider fehlen Querverweise, die von den Bildern ausgehen und die die Texte auf der CD (kunsthistorischer Einführungstext, Textquellen bei Dürer) im Kontext des jeweiligen Bildes erschließen würden. Wären diese vorhanden, würde das Programm die reine Datenbankfunktion verlassen und zu einer echten „Dürer-Lernwelt“ werden.

Welcher Einsatz ist für den Kunsterzieher vorstellbar?
Für den Lehrer, der sich zu Hause einmal wieder intensiver mit Dürer beschäftigen will, ist die CD-ROM ein Quell der Freude. Vor allem die Sortierfunktion bei den Tabellen macht Spaß und lockt zum anhaltenden Stöbern. Dabei sind laufende Neuentdeckungen garantiert.
Diese Erfolge lassen den heftigen Wunsch entstehen, die ganze Kunstgeschichte möchte einem auf diese komfortable Weise für den Unterricht erschlossen werden. Für den regulären Unterricht ist das ausschließliche Thema „Dürer“ in dieser Breite aber wohl zu speziell. Wenn ich mich im Unterricht jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt auf Dürer beziehen will, z.B. für die Erläuterung einer bestimmten künstlerischen Technik, für die Besprechung ausgewählter Aspekte der Renaissance, für Fragen der Perspektive oder der Proportionslehre bei praktischen Aufgaben und vieles andere mehr, wofür Dürer eine Fundgrube bildet, dann bietet die CD vorzügliches Material. Der Einsatz der CD ist dabei sowohl an einem einzelnen Computer im Klassenraum für die Schülerrecherche, wie für die Projektion über Beamer (wie bei einem Dia - jedoch mit schlechterer Qualität in der Auflösung) denkbar.
Die CD eignet sich aber auch für den Einsatz im Klassenverband. (Die Netzwerkfähigkeit wurde in unserem Rahmen nicht getestet.)  Denkbar ist z.B., dass die Schüler Arbeitsaufträge zur Recherche nach Bildquellen für bestimmte Themen im Unterricht oder als Hausaufgabe erhalten. Die Ergebnisse könnten sie dann durch Kopieren und Überarbeiten der Texte und Bilder neu zu einer eigenen kleinen Präsentation zusammenstellen. Als Programme eignen sich für so einen Zweck z.B. HTML-Editoren, Powerpoint oder Mediator. Diese Präsentationen könnten bei einem Vortrag vorgestellt oder im Intranet präsentiert werden.

Dr. Ernst Wagner


Eine weitere Meinung zum selben Objekt

Mehr als 2000 Werke Dürers werden auf dieser CD-ROM durchgängig in hochauflösenden Abbildungen dargestellt. Daneben präsentiert Directmedia alle von Dürer publizierten kunsttheoretischen Schriften in Faksimilies der Originaldrucke sowie einige Briefe und Tagebucheinträge.
Wie auch andere Titel aus Directmedias Serie "Digitale Bibliothek" fällt die CD-ROM vor allem durch ihre klar gegliederte Struktur und hervorragenden Datenbankfunktionen zu Künstler und Werk auf. In tabellarischer Form kann u. a. nach Herstellungsjahr, Ausstellungsort oder Technik gesucht und sortiert werden. Parallel dazu werden die entsprechenden Werkangaben auf dem Bildschirm präsentiert. Steuert man Textmarkierungen oder Tabellenzeilen mit der Maus an, so werden die Reproduktionen als Thumbnail dargestellt und auf Doppelklick hin als Vollbild angezeigt. Textpassagen können mit verschiedenen Farben markiert werden, und es ist sogar möglich, persönliche Anmerkungen einzufügen, welche auf Wunsch abzuspeichern sind. Durchaus komfortabel und durchdacht wirkt die Kopierfunktion: Einzelne markierte Textstellen oder ganze ausgewählte Seiten können problemlos in ein Textverarbeitungsprogramm übernommen werden, gleichzeitig wird automatisch eine genaue Quellenangabe angefügt.
Für Kunstlehrende ist der Umgang mit den Werkreproduktionen Dürers äußerst interessant. Stufenlos kann in die Abbildungen hineingezoomt werden und selbst bei Vergrößerungen lassen sich Details noch sehr gut erkennen. Nutzende können sämtliche Bilder zudem ausdrucken und in jedes Bildbearbeitungsprogramm exportieren und außerhalb des Programms abspeichern.
Die komplexen Verknüpfungen des Materials sowie die umfangreiche Bild- und Textdatenbank zeichnen die CD-ROM "Albrecht Dürer" aus. Gerade Kunstlehrende profitieren in der Unterrichtsvorbereitung und der Erstellung von Arbeitsblättern und Präsentationen von den Sortierfunktionen und Druckmöglichkeiten. Diese Funktionen lassen sich auch von SchülerInnen und Studierenden sehr gut zur Vorbereitung von Referaten und Hausarbeiten nutzen.
Überdies ist erwähnenswert, dass Directmedia auf der CD-ROM ein Zugriffsprogramm unter MS-DOS für Braillezeilen zur Verfügung stellt, so dass das Textmaterial ebenfalls für blinde oder stark sehgeschädigte Benutzer zugänglich ist.

Michael Schacht