Die CD gibt den vollständigen Text und sämtliche Abbildungen
des Standardwerks von Wilhelm Volmer, das 1836 erschienen ist, wieder.
Als Vorlage diente hier die dritte, neu bearbeitete Auflage von 1874, dieses
alt bewährten Lexikons. In einer umfassenden Einleitung von Johannes
Minckwitz, die 68 Seiten umfaßt und in drei Kapitel aufgeteilt ist,
werden Ursprung, Bedeutung, Entwicklung und Fortgang der Mythologie beschrieben.
Anschließend werden in einem alphabetischen Register 5000 Begriffe
aus der griechisch - römischen, der arabischen, der ägyptischen,
der indischen, der persischen, der germanischen und der slawischen Mythologie
aufgeführt und durch einen Begleittext erläutert. 300 dieser
Begriffe sind durch Abbildungen illustriert.
Die Handhabung ist einfach. Wie bei einem Buch ist der Bildschirm
als Doppelseite gestaltet. Links befindet sich die Menüseite, rechts
erscheint der Text. Auch läßt sich beides getrennt als bildschirmfüllende
Darstellung anwählen. Das Menüfeld „Inhalt“ enthält die
Inhaltsangabe des Werkes und unter anderem ein Extrafeld für die Abbildungen.
So kann der Benutzer sich in wenigen Schritten einen Überblick über
den wesentlichen Inhalt verschaffen. Der Text des Einleitungskapitels ist
anspruchsvoll und teilweise durch eine altertümlich anmutende Sprache
nicht ganz flüssig zu lesen. Allerdings bilden die enthaltenen Informationen
eine umfangreiche Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit
dem Bereich der Mythologie und eine besseres Verständnis für
die im alphabetischen Register einzeln aufgeführten Begriffe. Als
Hilfestellung für die Erarbeitung des Textinhalts stehen dem Benutzer
verschieden farbige Markierungswerkzeuge zur Verfügung, die
auf einer Werkzeugpalette in der Mitte der Doppelseite angebracht sind.
Der Text zu den einzelnen mythologischen Begriffen ist von unterschiedlicher
Länge (bei manchen etwas zu kurz) und erklärt, aus welcher Mythologie
die Begriffe stammen, was sie bedeuten und welche Bräuche zugrunde
liegen. Taucht innerhalb der Textseite die blau markierte Bezeichnung „Fig.“
auf, so kann, durch Bewegen der Maustaste auf diese, die Abbildung in einem
kleinen Fenster sichtbar gemacht und durch einen Doppelklick bildschirmfüllend
vergrößert werden. Leider sind, wie bereits oben beschrieben,
nur 300 von 5000 Begriffen illustriert. Die Abbildungen selbst sind
als lineare schwarz-weiß Zeichnung gestaltet und sind dadurch durchaus
zum Ausdrucken auf Folie geeignet. Allerdings werden beim Drucken einige
wenige Abbildungen durch die relativ schlechte Auflösung verzerrt.
Das Menüfeld „Suche“ ermöglicht es nach einzelnen Begriffen direkt
zu recherchieren. Dazu muß aber zuvor das alphabetische Register
angewählt werden, sonst bleibt die Suche erfolglos.
Die CD ist eine Art Enzyklopädie der Mythologie, die durch die
einfache Handhabung für jeden, der nach Begriffen aus dem Bereich
der Mythologie sucht, geeignet ist. Deshalb kann dieses umfangreiche Nachschlagewerk,
das Einblick in sieben verschiedene Mythologien gibt, zum einen für
den Lehrer und die Recherche zu Hause dienen, aber auch in
der schulischen Bibliothek eingesetzt werden.
Zweite Beurteilung:
CD-ROM Beurteilung von Uli Schuster
Verlag: directmedia publishing GmbH, Berlin
Digitale Bibliothek Band 17: Wörterbuch der Mythologie
PC, ISBN 3-932544-22-6,
DM 49,90
Mit seinem »Wörterbuch der Mythologie« unternahm Wilhelm
Vollmer 1836 einen ersten Versuch, in einem Nachschlagewerk die religiösen
Vorstellungen europäischer und außereuropäischer Völker
vergleichend zu dokumentieren. Die vorliegende CD-ROM macht dieses
Werk in elektronischer Form zugänglich. Sie stützt sich auf die
dritte, von Wilhelm Christian Binder bearbeitete Auflage von 1874, aus
der auch die beigegebenen Abbildungen stammen. Im Bereich der Mythologie,
so möchte man meinen, dürfte das Alter dieses Werks kein allzugroßes
Problem darstellen, weil sich hier vermutlich die Forschungslage kaum wesentlich
geändert haben dürfte. Das ist allerdings ein Irrtum, der sich
beim Durchlesen der Einleitung schnell herausstellt. Der Begriff Mythologie
scheint eng gefaßt und vom geistigen Horizont des 19. Jhs geprägt,
sodaß der Text in weiten Passagen heute nur noch historischen Wert
haben dürfte.
Zum Inhalt:
I. Ursprung und Bedeutung der Mythologie im Allgemeinen.
Inhalt der Mythologie. Alter derselben. Die Naturwissenschaften. Die
Materialisten. Darwin und Häckel. Die Affen und die Menschen. Die
geistige Anlage der Menschen und ihre Entwicklung. Das erste Ahnen eines
Gottes. Anerziehung und Anlage. Das Gewissen. Die Religion und die Priester.
II. Nähere Entwicklung des Ursprungs und Fortgangs der Mythologie.
Der Fetischdienst. Der Gottesdienst. Der Sterndienst. Schelling und
seine Philosophie der Mythologie. Der Sonnendienst. Die Vielgötterei.
Der Gott der Israeliten. Die griechische Mythologie.
III. Die vergleichende Mythologie. Uebersicht einzelner Hauptmythologien.
Nachwirkung oder Fortbestand der Mythologie bis in die neuesten Zeiten.
Das Christenthum. Bleibender Werth der Mythologie. Die Trilogien der Götter.
Die ägyptische Mythologie und der Thierdienst derselben. Die indische
Götterlehre, die persische, die deutsch-nordische, die griechisch-römische.
Wichtigkeit der vergleichenden Mythologie und die Aufgabe derselben. Die
Ausartung des Christenthums. Hinweisung auf den bleibenden Werth der Mythologie
und den Nutzen derselben.
Was interessiert den Kunsterzieher an so einem Werk?
Wenn wir mit Werken antiker Plastik oder religiöser Kunst
oder einer von Humanismus getragenen antikisierender Kunst zu tun haben,
geraten wir gelegentlich in Erklärungsnot in Bezug auf die dargestellten
Inhalte oder Figuren. Überprüfen wir also den Inhalt der CD auf
den dargestellten Bereich.
Die Mythen der Griechen und Römer (Heiden!) scheinen mir ausführlich
und breit angelegt dargestellt.
Christliche Mythologie, also die Erzählungen der Bibel des alten
und neuen Testaments sowie apokrypher Schriften, sind hingegen nicht ausdrücklich
Gegenstand des Werks, kommen nur in vergleichenden Darstellungen zur Sprache.
Die ganze Anlage des Werks (Siehe die drei Kapitel) kommt im Grunde dem
Bedürfnis einer schnellen Suche wenig entgegen. Das erledigt allerdings
das Suchsystem der digitalen Bibliothek auf gewohnte und effektive Art
und Weise. So lassen sich Suchbegriffe eingeben und damit das Werk schnell
und effektiv überblicken.
Beispiel: Ein Standbild von Thorvaldsen trägt den Titel
"Jason". Man möchte nun wissen, was es mit dieser Figur auf
sich hat und gibt den Namen als Suchbegriff ein. Das Suchprogramm erlaubt
einem nun alle Textstellen auf Klick anzusteuern, die den Namen Jason enthalten.
Das sind ausgesprochen viele. Man mag sie gar nicht alle anlesen, kommt
aber schnell auf andere zentrale Namen im Kontext mit Jason, z. B. Medea
oder Argonauten. Eine andere Suche führt schneller zum Ergebnis:
Unter <Inhalt> kann man sich eine Liste von Suchbegriffen ausgeben lassen,
in der der Name Jason enthalten ist. So gelangt man zu einem Artikel über
die mythologische Figur, der wiederum versehen ist mit Hyperlinks zu <Argonauten>
und <Medea> sowie zu einer Abbildung, die in einer schlichten Linienzeichnung
die Abbildung einer griechischen Münze(?) wiedergibt.
Die Abbildungen dieses Bands sind allesamt lineare s/w Illustrationen,
die möglicherweise Holzschnitte nach unterschiedlichsten Vorlagen
(Münzen, Vasen, Reliefs) wiedergeben, ohne daß die Quellen genauer
bezeichnet wären.
Fazit: Für den unterrichtlichen Einsatz ist so ein Werk
mit seiner veralteten Sprache und inhaltlichen Struktur vermutlich wenig
geeignet. Ein Kernbereich unseres mythologischen Interesses, die christliche
Mathologie, ist nicht enthalten. Vom Standpunkt der Ikonografie bietet
das Bildmaterial keine Voraussetzungen, weil es nicht lokalisierbar ist
und in der linearen Reduktion nicht mehr unseren Ansprüchen an Bilder
genügt.
Für den Hausgebrauch würde ich es mir nicht anschaffen und
als Geschenk für einen Jugendlichen käme es für mich auch
nicht in Frage.