Erste Beurteilung:
CD-ROM Beurteilung von Annette Glück
Verlag: directmedia publishing GmbH, Berlin
Digitale Bibliothek Band 17: Wörterbuch der Mythologie
PC, ISBN 3-932544-22-6,         DM 49,90

Die CD gibt den vollständigen Text und sämtliche Abbildungen des Standardwerks von Wilhelm Volmer, das 1836 erschienen ist, wieder. Als Vorlage diente hier die dritte, neu bearbeitete Auflage von 1874, dieses alt bewährten Lexikons. In einer umfassenden Einleitung von Johannes Minckwitz, die 68 Seiten umfaßt und in drei Kapitel aufgeteilt ist, werden Ursprung, Bedeutung, Entwicklung und Fortgang der Mythologie beschrieben. Anschließend werden in einem alphabetischen Register 5000 Begriffe aus der griechisch - römischen, der arabischen, der ägyptischen, der indischen, der persischen, der germanischen und der slawischen Mythologie aufgeführt und durch einen Begleittext erläutert. 300 dieser Begriffe sind durch Abbildungen illustriert.
Die Handhabung ist einfach. Wie bei einem Buch ist der Bildschirm als Doppelseite gestaltet. Links befindet sich die Menüseite, rechts erscheint der Text. Auch läßt sich beides getrennt als bildschirmfüllende Darstellung anwählen. Das Menüfeld „Inhalt“ enthält die Inhaltsangabe des Werkes und unter anderem ein Extrafeld für die Abbildungen. So kann der Benutzer sich in wenigen Schritten einen Überblick über den wesentlichen Inhalt verschaffen. Der Text des Einleitungskapitels ist anspruchsvoll und teilweise durch eine altertümlich anmutende Sprache nicht ganz flüssig zu lesen. Allerdings bilden die enthaltenen Informationen eine umfangreiche Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit dem Bereich der Mythologie und eine besseres Verständnis für die im alphabetischen Register einzeln aufgeführten Begriffe. Als Hilfestellung für die Erarbeitung des Textinhalts stehen dem Benutzer verschieden farbige Markierungswerkzeuge zur Verfügung, die auf einer Werkzeugpalette in der Mitte der Doppelseite angebracht sind. Der Text zu den einzelnen mythologischen Begriffen ist von unterschiedlicher Länge (bei manchen etwas zu kurz) und erklärt, aus welcher Mythologie die Begriffe stammen, was sie bedeuten und welche Bräuche zugrunde liegen. Taucht innerhalb der Textseite die blau markierte Bezeichnung „Fig.“ auf, so kann, durch Bewegen der Maustaste auf diese, die Abbildung in einem kleinen Fenster sichtbar gemacht und durch einen Doppelklick bildschirmfüllend vergrößert werden. Leider sind, wie bereits oben beschrieben, nur 300 von 5000 Begriffen illustriert. Die Abbildungen selbst sind als lineare schwarz-weiß Zeichnung gestaltet und sind dadurch durchaus zum Ausdrucken auf Folie geeignet. Allerdings werden beim Drucken einige wenige Abbildungen durch die relativ schlechte Auflösung verzerrt. Das Menüfeld „Suche“ ermöglicht es nach einzelnen Begriffen direkt zu recherchieren. Dazu muß aber zuvor das alphabetische Register angewählt werden, sonst bleibt die Suche erfolglos.

Die CD ist eine Art Enzyklopädie der Mythologie, die durch die einfache Handhabung für jeden, der nach Begriffen aus dem Bereich der Mythologie sucht, geeignet ist. Deshalb kann dieses umfangreiche Nachschlagewerk, das Einblick in sieben verschiedene Mythologien gibt, zum einen für den Lehrer und die Recherche zu Hause dienen, aber auch in der schulischen Bibliothek eingesetzt werden.
 
 
 

Zweite Beurteilung:
CD-ROM Beurteilung von Uli Schuster
Verlag: directmedia publishing GmbH, Berlin
Digitale Bibliothek Band 17: Wörterbuch der Mythologie
PC, ISBN 3-932544-22-6,         DM 49,90

Mit seinem »Wörterbuch der Mythologie« unternahm Wilhelm Vollmer 1836 einen ersten Versuch, in einem Nachschlagewerk die religiösen Vorstellungen europäischer und außereuropäischer Völker vergleichend zu dokumentieren. Die vorliegende  CD-ROM macht dieses Werk in elektronischer Form zugänglich. Sie stützt sich auf die dritte, von Wilhelm Christian Binder bearbeitete Auflage von 1874, aus der auch die beigegebenen Abbildungen stammen. Im Bereich der Mythologie, so möchte man meinen, dürfte das Alter dieses Werks kein allzugroßes Problem darstellen, weil sich hier vermutlich die Forschungslage kaum wesentlich geändert haben dürfte. Das ist allerdings ein Irrtum, der sich beim Durchlesen der Einleitung schnell herausstellt. Der Begriff Mythologie scheint eng gefaßt und vom geistigen Horizont des 19. Jhs geprägt, sodaß der Text in weiten Passagen heute nur noch historischen Wert haben dürfte.
Zum Inhalt:
I. Ursprung und Bedeutung der Mythologie im Allgemeinen.
Inhalt der Mythologie. Alter derselben. Die Naturwissenschaften. Die Materialisten. Darwin und Häckel. Die Affen und die Menschen. Die geistige Anlage der Menschen und ihre Entwicklung. Das erste Ahnen eines Gottes. Anerziehung und Anlage. Das Gewissen. Die Religion und die Priester.
II. Nähere Entwicklung des Ursprungs und Fortgangs der Mythologie.
Der Fetischdienst. Der Gottesdienst. Der Sterndienst. Schelling und seine Philosophie der Mythologie. Der Sonnendienst. Die Vielgötterei. Der Gott der Israeliten. Die griechische Mythologie.
III. Die vergleichende Mythologie. Uebersicht einzelner Hauptmythologien.
Nachwirkung oder Fortbestand der Mythologie bis in die neuesten Zeiten. Das Christenthum. Bleibender Werth der Mythologie. Die Trilogien der Götter. Die ägyptische Mythologie und der Thierdienst derselben. Die indische Götterlehre, die persische, die deutsch-nordische, die griechisch-römische. Wichtigkeit der vergleichenden Mythologie und die Aufgabe derselben. Die Ausartung des Christenthums. Hinweisung auf den bleibenden Werth der Mythologie und den Nutzen derselben.

Was interessiert den Kunsterzieher an so einem Werk?
Wenn wir mit  Werken antiker Plastik oder religiöser Kunst oder einer von Humanismus getragenen antikisierender Kunst zu tun haben, geraten wir gelegentlich in Erklärungsnot in Bezug auf die dargestellten Inhalte oder Figuren. Überprüfen wir also den Inhalt der CD auf den dargestellten Bereich.
Die Mythen der Griechen und Römer (Heiden!) scheinen mir ausführlich und breit angelegt dargestellt.
Christliche Mythologie, also die Erzählungen der Bibel des alten und neuen Testaments sowie apokrypher Schriften, sind hingegen nicht ausdrücklich Gegenstand des Werks, kommen nur in vergleichenden Darstellungen zur Sprache. Die ganze Anlage des Werks (Siehe die drei Kapitel) kommt im Grunde dem Bedürfnis einer schnellen Suche wenig entgegen. Das erledigt allerdings das Suchsystem der digitalen Bibliothek auf gewohnte und effektive Art und Weise. So lassen sich Suchbegriffe eingeben und damit das Werk schnell und effektiv überblicken.

Beispiel: Ein Standbild von Thorvaldsen trägt den Titel "Jason". Man möchte nun wissen, was es mit dieser Figur auf sich hat und gibt den Namen als Suchbegriff ein. Das Suchprogramm erlaubt einem nun alle Textstellen auf Klick anzusteuern, die den Namen Jason enthalten. Das sind ausgesprochen viele. Man mag sie gar nicht alle anlesen, kommt aber schnell auf andere zentrale Namen im Kontext mit Jason, z. B. Medea oder Argonauten. Eine andere Suche führt schneller zum Ergebnis: Unter <Inhalt> kann man sich eine Liste von Suchbegriffen ausgeben lassen, in der der Name Jason enthalten ist. So gelangt man zu einem Artikel über die mythologische Figur, der wiederum versehen ist mit Hyperlinks zu <Argonauten> und <Medea> sowie zu einer Abbildung, die in einer schlichten Linienzeichnung die Abbildung einer griechischen Münze(?) wiedergibt.
Die Abbildungen dieses Bands sind allesamt lineare s/w Illustrationen, die möglicherweise Holzschnitte nach unterschiedlichsten Vorlagen (Münzen, Vasen, Reliefs) wiedergeben, ohne daß die Quellen genauer bezeichnet wären.

Fazit: Für den unterrichtlichen Einsatz ist so ein Werk mit seiner veralteten Sprache und inhaltlichen Struktur vermutlich wenig geeignet. Ein Kernbereich unseres mythologischen Interesses, die christliche Mathologie, ist nicht enthalten. Vom Standpunkt der Ikonografie bietet das Bildmaterial keine Voraussetzungen, weil es nicht lokalisierbar ist und in der linearen Reduktion nicht mehr unseren Ansprüchen an Bilder genügt.
Für den Hausgebrauch würde ich es mir nicht anschaffen und als Geschenk für einen Jugendlichen käme es für mich auch nicht in Frage.