Universallexikon der Sittengeschichte und Sexualwissenschaft. Nach der Buchausgabe des Instituts für Sexualforschung, Wien 1928-1932
Mit dem »Bilderlexikon der Erotik« gab das Wiener Institut
für Sexualforschung zwischen 1928 und 1931 ein Nachschlagewerk heraus,
das in vier schweren Quartbänden und mehr als 4 000 Artikeln
erstmals das erreichte Wissen über die menschliche Sexualität
und ihre Rolle in der Literatur, in der Kunst und in der Sozialgeschichte
zusammenfaßte.
An dem ehrgeizigen Unternehmen waren mehr als siebzig Wissenschaftler,
zumeist deutsche und österreichische, beteiligt, die diese gewaltige
Arbeit in einem auch damals schon ungewöhnlich kurzen Zeitraum vollbrachten.
Zu ihnen gehörten Ärzte und Biologen, Kriminalisten und Juristen,
Kunst- und Kulturwissenschaftler, Historiker und Philologen.
Nach dem Erscheinen des abschließenden vierten Bandes umfaßte
das Lexikon rund 4 000, oft mehrseitige Artikel, denen mehr als 6 000 Bilddokumente
zu allen Aspekten des Themas zur Seite standen. Da diese Abbildungen keineswegs
nur der Veranschaulichung dienen, sondern selbst wichtige Quellen für
die Erforschung des Verständnisses von Sexualität in den einzelnen
Kulturen darstellen, erscheint die von den Herausgebern gewählte Bezeichnung
des Nachschlagewerks als »Bilderlexikon« verständlich.
Sie hat die Neugier und das Interesse der Nutzer allerdings über Gebühr
auf die einzigartige Bildsammlung konzentriert und dadurch mitunter vergessen
lassen, daß das Lexikon als erste Bilanz der Sexualwissenschaft einen
bedeutenden Meilenstein der Forschungsgeschichte darstellt.
Die CD ist gegliedert in die inhaltlichen Bereiche
Kulturgeschichte
Literatur und Kunst
Sexualwissenschaft
Ergänzungsband
Eine immense Sammlung erotischer Abbildungen eingeschlossen solcher,
die zum Bestand von erotischer Kunst gehören. Wer hier jedoch scharfe
Bilder erwartet, findet sich in der Hauptsache enttäuscht. Die Bilder
wurden offenbar aus dem Druckwerk digitalisiert und sind in Mehrheit von
ausgesprochen schlechter Qualität, oft nur s/w, was insbesondere bei
den Kunstwerken von Tizian bis Manet sehr enttäuschend ist.
Im Bereich der Sexualwissenschaft läßt der Band vermutlich
nichts aus, was in Bildern zur Zeit der Drucklegung darstellbar war,
und scheint mir von daher für ein schulisches Angebot und für
die Hand von Schülern nicht geeignet. Sicher kann man als Lehrer
und Künstler und Mensch aus einem derartigen Werk wertvolle Erkenntnisse
schöpfen, für die Vorbereirtung von Unterricht im Fach Kunsterziehung
scheint mir das Thema selbst allerdings eher randständig.