Als ich 1971 zu Beginn meiner Lehrtätigkeit ein Nachschlagewerk über Architektur suchte, kam eigentlich nur das eben herausgebrachte „Lexikon der Weltarchitektur“ von Pevsner, Honour, Fleming bei Prestel in Frage. Es kostete damals in der Studienausgabe DM 22.50. Diesen Band hat nun in der aktualisierten Ausgabe von 1992 Directmedia als CD ROM herausgegeben, in der bewährten und bei uns oft gepriesenen Aufmachung der Digitalen Bibliothek. Alle Texte kopierbar, exportierbar und bearbeitbar, ebenso die Grafiken und fotografischen Abbildungen. Ca. 3000 Artikel und ebensoviele Abbildungen beschreiben die Weltarchitektur von ihren Anfängen bis ins 20. Jh, erläutern regionale Aspekte, Stilbegriffe, architektonische Fachterminologie und geben weiterführende Literaturhinweise. Der Text wurde mediengerecht verschlagwortet und mit einer Fülle von Hyperlinks versehen, was das Nachschlagen zum lehrreichen Vergnügen macht.
Die Bilder kann man sich in einer eigenen Briefmarken-Übersicht anzeigen lassen. Holt man sie sich mit Doppelklick ganz auf den Bildschirm, so hat man einen detaillierten Blick auf die Schwachstelle dieser CD. Das Druckwerk im Taschenbuchformat ist zwar mit zahlreichen s/w Abbildungen ausgestattet, die dem Buchformat entsprechend aber sehr klein sind. Für die Adaption auf CD hat man diese Miniaturansichten in guter Auflösung eingescannt, mit dem Erfolg, daß nun eine „optimale Ansicht“ erhebliche Unschärfe und eine z.T. unerträglich vergrößerte Rasterung aufweist. Da mag man es begrüßen, daß in die Bilddarstellung eine Reihe von Filtern eingebaut ist, mit denen sich manche Darstellungen verbessern lassen durch Schärfefilter, Weichzeichner oder Gammakorrektur.
Worin liegt die fachliche Eignung dieser CD? Der Text bietet einen hervorragenden Fundus an begrifflichen Erläuterungen, Zusammenfassungen, Verweisen. So etwas braucht der Lehrer, nicht unbedingt in der digitalen Form, aber diese kann ihm für manches Arbeitsblatt ein Kopieren und Schnippeln ersparen. Schautafeln oder Ausstellungen können mit einer derartigen Hilfe durch Schüler möglicherweise leichter herzustellen sein, obwohl die Erfahrung sagt, daß ein kopierter Text noch kein kapierter Inhalt sein muß. Die Schwäche der Abbildungen ist bei aller Stärke der Texte nicht zu übersehen.
Uli Schuster