CD-ROM Zwei Beurteilungen von Uli Schuster und, weiter unten, von Michael Schacht
Verlag Lexica CD-ROM Kunst erleben "Impressionismus";
PC und Mac, ISBN 3-89694-853-9, DM 88.20

Die CD gehört zu einer Reihe vergleichbar aufgemachter "multimedialer Wegweiser zur Kunst" (Verlagstext) die an dieser Stelle bereits beschrieben wurden (Romantik und Jugendstil). Sie stellt in multimedialer Form die "Epoche" des Impressionismus dar anhand von Werken aus Malerei, Bildhauerei, Musik, Literatur. Dieser Werkbestand läßt sich erschließen über drei Lexika: Werklexikon, Personenlexikon, Sachlexikon oder er kann abgerufen werden über drei verschiedene geführte Zugänge, einen Sektor Stile und Motive, der Meisterwerke im Vergleich präsentiert, einen Sektor Chronik der impressionistischen Bewegung, die über den Zugang einer europäischen Landkarte Zentren ansteuert (Paris und die Ile de France, die Normandie, die Bretagne, Brüssel und London sowie die Provence) und einen Sektor Rückblick über eine bewegte Epoche. Über den topografischen Zugang der Chronik erschließen sich Aufenthaltsorte, Ereignisse,  Künstlernamen, Werke in der Zeitspanne zwischen 1855 und 1894. Der Rückblick leuchtet das gesellschaftliche Umfeld um die Kunst herum aus in einer Zeitreise durch mehrere Stationen zwischen Technikentwicklung, z.B. Fotografie, Politik, Mode, Medizin, Kleidung, Bildung, die über eine als drehbares Karussel gestaltete Zirkusmanege angesteuert werden und deren Themen in Form einer Tonbild-Show, gelegentlich auch durch einen Moderator präsentiert werden.
Im geführten Teil ist jeweils ein an den Rändern nach Schwarz ausgeblendeter Bildausschnitt aus einem Werk impressionistischer Malerei überlagert von einem Textfenster und mehreren briefmarkengroßen Bildchen. Die Bildchen lassen sich durch Anklicken vergrößern, der Text paßt meistens nicht in voller Länge in das Fenster und muß gescrollt werden. Durch Klick auf eines der Bilder gelangt man ins Werkverzeichnis und kann sich die Werke (durchschnittliche Größe von 300 x 400 Pixel bei 72 DPI Auflösung) ohne Überlagerung und in einer Ausschnittvergrößerung ansehen.Auf Wunsch kann man Text und 'Briefmarken' verschwinden lassen um einen Blick auf die 'Hintergrundtapete' zu werfen.
Die Navigation ist im geführten Teil ebenso einfach und übersichtlich wie in den Lexika, wo man sich jeweils in einem alphabetisch geordneten Register bewegt und die Werke in Miniaturausgabe angezeigt werden. Die guided tour kann jederzeit verlassen werden, selbst gesprochene Texte lassen sich beenden. Im Sektor Stile und Motive erhält man Zugang zu den Kapiteln Musik, Literatur, Bildhauerei sowie zu Manets Garten in Giverny. Der Begriff Stil ist hier falsch und mißverständlich verwendet. Der Sektor Motive deckt die wesentlichen Themen impressionistischer Malerei ab: Portraits und Akte, Landschaften, Szenen des Alltags, Bilder der Großstadt, Theater und Cafés, sowie Freizeitvergnügen. Hier findet sich auch ein Stichwort, das man eher in der Topografie gesucht hätte, nämlich Impressionismus außerhalb Frankreichs. Die einzelnen Motive verden jeweils durch eine verbale Bildbeschreibung eingeleitet, die mit Hilfe von Animationen, Umrandungen, Hervorhebungen durch Abdunkeln von Hintergründen etc den Textinhalt visualisieren. Hier kann man sich Anregungen holen zur Visualisierung bildanalytischer Aussagen, wenn man im Unterricht selbst solche Visualisierungen von Schülern herstellen läßt.
Die Bilder sind nur von ausreichender Qualität, ein Herauslösen und Bearbeiten ist, wie im übrigen auch bei den Texten, nicht vorgesehen. Die Auflösung ist so gut, daß sich der vorgesehene einstufige Zoom ins Bild ohne Qualitätsverlust durchführen läßt. Dem Vergleich mit einem Dia hält das natürlich nicht stand und auch auf dem PC hat man schon besseres gesehen. Der enzyklopädische Ansatz der CD und das Bemühen um Infotainment überwiegen ganz klar den Anspruch, den man an ein Kunstlexikon stellen würde.
Einzelne Bildschirme lassen sich mit einem Lesezeichen markieren. Damit kann man z.B. aus dem Werkverzeichnis aber auch aus dem Rückblick seine eigene Diashow zusammenstellen und auch abspeichern.
Die Texte der Lexika sind in kleiner Schrift nahe an der Grenze der Lesbarkeit dargestellt; sie sind im geführten Teil jeweils so stark komprimiert, daß sie in unterschiedlich große Textfenster ohne Scrollen passen. Sie enthalten Hyperlinks über die man in die einzelnen Lexika kommt, Lebensläufe, Bilder, Erklärungen erhält. Im lexikalischen Teil ist die Mehrzahl der Texte mit einer hohen Anzahl an Hyperlinks versehen. Die Zahl der Hyperlinks im lexikalischen Teil steigt naturgemäß an, was nicht unbedingt einer besseren Orientierung dient, sondern zum Springen einlädt. Das wird für den zum Verhängnis, der allen Verweisen nachgehen möchte. Die Textfenster sind auch auf weniger gefüllten Bildgründen von einer festen Größe und zwingen bei der Lektüre zum Scrollen obwohl eine Vergrößerung einzelner Textfenster um 50% durchaus  möglich gewesen wäre und damit viele Texte ganz darstellbar gewesen wären.

Die CD ist eher eine sehr detailreiche Landkarte als ein "Wegweiser". Wer eine Ahnung hat, wo er hin will, dem wird geholfen. Die Aufbereitung der Epoche ist unschlagbar vielseitig, allerdings eher für jemanden fruchtbar, der bereits seine eigene Suchstrategie entwickeln kann. Als Erweiterung, Nachbereitung eines Unterrichts im Fach Kunst der 10., 11. oder 12. Jahrgangsstufe gut denkbar. Zur Ausarbeitung von Referaten in der Oberstufe sind die Lesezeichen hervorragend geeignet. Was im Unterricht oft zu kurz kommt, die Einbettung eines Stils, Werks, einer Biografie in die Zeit, kann mit Hilfe des hier angebotenen Materials hervorragend geleistet werden. Man kann sich durchaus eine Unterrichtsstunde vorstellen, wo man mit Teilen aus der CD und mittels Projektion über einen Beamer den Einstieg in die 'Epoche' der Jahrhundertwende , einen Überblick über die Zentren der Epoche und wesentliche Ereignisse oder auch einen Fokus auf einzelne Künstler und ihre Hauptwerke gibt (Stilkunde, Zeitreise, Zentren, eigene Diashow). Das Kunstgeschehen der Jahrhundertwende gibt ein stilkundlich orientiertes Werk allerdings nicht wieder, weil es die Parallelität und die 'Glaubenskämpfe' unter den Richtungen aus der historischen Betrachtung eliminiert.

Uli Schuster



Eine weitere Meinung zum selben Objekt

Die seit 1998 bestehende CD-ROM-Reihe "Kunst erleben" des Lexika-Verlages (www.lexika.de) bietet Einblicke in das Schaffen einzelner Künstler, wie z. B. Manet oder Modigliani, sowie Überblicksdarstellungen zu Kunststilen, wie dem Jugendstil und der Romantik.

Auf der CD-ROM "Impressionismus" werden in Wort und Bild ca. 400 Kunstwerke von über 80 Künstlern vorgestellt. Eine übersichtlich gestaltete Oberfläche, verschiedene Lexika sowie eine ausgeklügelte Suchfunktion sorgen dafür, dass diese Datenmengen über verschiedene Menüs und Kategorien sehr gut und schnell erreichbar sind. Außerdem bieten zahlreiche Verknüpfungen die Möglichkeit, den einmal eingeschlagenen Weg zu verlassen und sich z. B. über das Personenlexikon oder die Werkauswahl weiter zu bewegen, ohne dass man zurück zum Menü springen muss. Über Lesezeichen können beliebig viele Einträge gespeichert und später wieder aufgerufen werden.
Neben dem zentralen Thema Malerei gibt die CD-ROM einen leider etwas knappen Überblick über Bildhauerei, Musik und Literatur in der Zeit von 1850 bis 1900. Musikbeispiele und gesprochene Auszüge aus Gedichten bieten hier kurzweilige Abwechslung. Alle Bildbeispiele lassen sich vergrößert darstellen und sind mit einer Zoomfunktion versehen, so dass sie in sehr guter Auflösung genauer betrachtet werden können. Dabei begleiten gesprochene Bildanalysen viele der Werke. Ein interaktiver Rundgang durch Monets Garten in Giverny mit 360°-Blick und verbalen Informationen rundet den Aspekt "Stile und Motive" ab. Die zahlreichen bildbegleitenden Textpassagen der CD werden leider recht klein dargestellt und können nicht ausgedruckt werden.
Der Bereich "Chronik" gibt anhand einer Zeitleiste und einer Landkarte einen Überblick zu der Geschichte der impressionistischen Bewegung. Jedes Jahr von 1855 bis 1894 sowie verschiedene Regionen und Städte (vorwiegend Frankreichs) können einzeln angeklickt werden und binden Künstler, Werke und wichtige impulsgebende Momente in einen gemeinsamen Kontext ein.
Ein zeitgeschichtlicher Rückblick zu verschiedenen Themengebieten, z. B. Weltausstellungen, Kriegsgeschehen oder medizinischen Neuerungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wird in kurzen Videosequenzen dargestellt. Dieser Teil der CD erlaubt zwar den Blick über den kunstgeschichtlichen Tellerrand, gerät zuweilen jedoch etwas langatmig.
Insgesamt bietet die CD-ROM "Impressionismus" einen guten Einstieg in die Thematik mit viel Bild- und Textmaterial sowie einer gelungenen Menüführung. Die CD-ROM richtet sich an interessierte Laien, ist aber aufgrund ihrer komplexen Struktur und der umfangreichen Literatur- und Bildnachweise auch für die Sekundarstufe II zu empfehlen.

Michael Schacht