Die CD gehört zu einer Reihe vergleichbar aufgemachter "multimedialer
Wegweiser zur Kunst" (Verlagstext) die an dieser Stelle bereits beschrieben
wurden (Romantik und Jugendstil). Sie stellt in multimedialer Form die
"Epoche" des Impressionismus dar anhand von Werken aus Malerei, Bildhauerei,
Musik, Literatur. Dieser Werkbestand läßt sich erschließen
über drei Lexika: Werklexikon, Personenlexikon, Sachlexikon oder er
kann abgerufen werden über drei verschiedene geführte Zugänge,
einen Sektor Stile und Motive, der Meisterwerke im Vergleich präsentiert,
einen Sektor Chronik der impressionistischen Bewegung, die über
den Zugang einer europäischen Landkarte Zentren ansteuert (Paris und
die Ile de France, die Normandie, die Bretagne, Brüssel und London
sowie die Provence) und einen Sektor Rückblick über eine bewegte
Epoche. Über den topografischen Zugang der Chronik erschließen
sich Aufenthaltsorte, Ereignisse, Künstlernamen, Werke in der
Zeitspanne zwischen 1855 und 1894. Der Rückblick leuchtet das gesellschaftliche
Umfeld um die Kunst herum aus in einer Zeitreise durch mehrere Stationen
zwischen Technikentwicklung, z.B. Fotografie, Politik, Mode, Medizin, Kleidung,
Bildung, die über eine als drehbares Karussel gestaltete Zirkusmanege
angesteuert werden und deren Themen in Form einer Tonbild-Show, gelegentlich
auch durch einen Moderator präsentiert werden.
Im geführten Teil ist jeweils ein an den Rändern nach Schwarz
ausgeblendeter Bildausschnitt aus einem Werk impressionistischer Malerei
überlagert von einem Textfenster und mehreren briefmarkengroßen
Bildchen. Die Bildchen lassen sich durch Anklicken vergrößern,
der Text paßt meistens nicht in voller Länge in das Fenster
und muß gescrollt werden. Durch Klick auf eines der Bilder gelangt
man ins Werkverzeichnis und kann sich die Werke (durchschnittliche Größe
von 300 x 400 Pixel bei 72 DPI Auflösung) ohne Überlagerung und
in einer Ausschnittvergrößerung ansehen.Auf Wunsch kann man
Text und 'Briefmarken' verschwinden lassen um einen Blick auf die 'Hintergrundtapete'
zu werfen.
Die Navigation ist im geführten Teil ebenso einfach und übersichtlich
wie in den Lexika, wo man sich jeweils in einem alphabetisch geordneten
Register bewegt und die Werke in Miniaturausgabe angezeigt werden. Die
guided tour kann jederzeit verlassen werden, selbst gesprochene Texte lassen
sich beenden. Im Sektor Stile und Motive erhält man Zugang
zu den Kapiteln Musik, Literatur, Bildhauerei sowie zu Manets Garten in
Giverny. Der Begriff Stil ist hier falsch und mißverständlich
verwendet. Der Sektor Motive deckt die wesentlichen Themen impressionistischer
Malerei ab: Portraits und Akte, Landschaften, Szenen des Alltags, Bilder
der Großstadt, Theater und Cafés, sowie Freizeitvergnügen.
Hier findet sich auch ein Stichwort, das man eher in der Topografie gesucht
hätte, nämlich Impressionismus außerhalb Frankreichs.
Die einzelnen Motive verden jeweils durch eine verbale Bildbeschreibung
eingeleitet, die mit Hilfe von Animationen, Umrandungen, Hervorhebungen
durch Abdunkeln von Hintergründen etc den Textinhalt visualisieren.
Hier kann man sich Anregungen holen zur Visualisierung bildanalytischer
Aussagen, wenn man im Unterricht selbst solche Visualisierungen von Schülern
herstellen läßt.
Die Bilder sind nur von ausreichender Qualität, ein Herauslösen
und Bearbeiten ist, wie im übrigen auch bei den Texten, nicht vorgesehen.
Die Auflösung ist so gut, daß sich der vorgesehene einstufige
Zoom ins Bild ohne Qualitätsverlust durchführen läßt.
Dem Vergleich mit einem Dia hält das natürlich nicht stand und
auch auf dem PC hat man schon besseres gesehen. Der enzyklopädische
Ansatz der CD und das Bemühen um Infotainment überwiegen
ganz klar den Anspruch, den man an ein Kunstlexikon stellen würde.
Einzelne Bildschirme lassen sich mit einem Lesezeichen markieren.
Damit kann man z.B. aus dem Werkverzeichnis aber auch aus dem Rückblick
seine eigene Diashow zusammenstellen und auch abspeichern.
Die Texte der Lexika sind in kleiner Schrift nahe an der Grenze der
Lesbarkeit dargestellt; sie sind im geführten Teil jeweils so stark
komprimiert, daß sie in unterschiedlich große Textfenster ohne
Scrollen passen. Sie enthalten Hyperlinks über die man in die einzelnen
Lexika kommt, Lebensläufe, Bilder, Erklärungen erhält. Im
lexikalischen Teil ist die Mehrzahl der Texte mit einer hohen Anzahl an
Hyperlinks versehen. Die Zahl der Hyperlinks im lexikalischen Teil steigt
naturgemäß an, was nicht unbedingt einer besseren Orientierung
dient, sondern zum Springen einlädt. Das wird für den zum Verhängnis,
der allen Verweisen nachgehen möchte. Die Textfenster sind auch auf
weniger gefüllten Bildgründen von einer festen Größe
und zwingen bei der Lektüre zum Scrollen obwohl eine Vergrößerung
einzelner Textfenster um 50% durchaus möglich gewesen wäre
und damit viele Texte ganz darstellbar gewesen wären.
Die CD ist eher eine sehr detailreiche Landkarte als ein "Wegweiser". Wer eine Ahnung hat, wo er hin will, dem wird geholfen. Die Aufbereitung der Epoche ist unschlagbar vielseitig, allerdings eher für jemanden fruchtbar, der bereits seine eigene Suchstrategie entwickeln kann. Als Erweiterung, Nachbereitung eines Unterrichts im Fach Kunst der 10., 11. oder 12. Jahrgangsstufe gut denkbar. Zur Ausarbeitung von Referaten in der Oberstufe sind die Lesezeichen hervorragend geeignet. Was im Unterricht oft zu kurz kommt, die Einbettung eines Stils, Werks, einer Biografie in die Zeit, kann mit Hilfe des hier angebotenen Materials hervorragend geleistet werden. Man kann sich durchaus eine Unterrichtsstunde vorstellen, wo man mit Teilen aus der CD und mittels Projektion über einen Beamer den Einstieg in die 'Epoche' der Jahrhundertwende , einen Überblick über die Zentren der Epoche und wesentliche Ereignisse oder auch einen Fokus auf einzelne Künstler und ihre Hauptwerke gibt (Stilkunde, Zeitreise, Zentren, eigene Diashow). Das Kunstgeschehen der Jahrhundertwende gibt ein stilkundlich orientiertes Werk allerdings nicht wieder, weil es die Parallelität und die 'Glaubenskämpfe' unter den Richtungen aus der historischen Betrachtung eliminiert.
Uli Schuster
Die seit 1998 bestehende CD-ROM-Reihe "Kunst erleben" des Lexika-Verlages (www.lexika.de) bietet Einblicke in das Schaffen einzelner Künstler, wie z. B. Manet oder Modigliani, sowie Überblicksdarstellungen zu Kunststilen, wie dem Jugendstil und der Romantik.
Auf der CD-ROM "Impressionismus" werden in Wort und Bild ca. 400 Kunstwerke
von über 80 Künstlern vorgestellt. Eine übersichtlich gestaltete
Oberfläche, verschiedene Lexika sowie eine ausgeklügelte Suchfunktion
sorgen dafür, dass diese Datenmengen über verschiedene Menüs
und Kategorien sehr gut und schnell erreichbar sind. Außerdem bieten
zahlreiche Verknüpfungen die Möglichkeit, den einmal eingeschlagenen
Weg zu verlassen und sich z. B. über das Personenlexikon oder die
Werkauswahl weiter zu bewegen, ohne dass man zurück zum Menü
springen muss. Über Lesezeichen können beliebig viele Einträge
gespeichert und später wieder aufgerufen werden.
Neben dem zentralen Thema Malerei gibt die CD-ROM einen leider etwas
knappen Überblick über Bildhauerei, Musik und Literatur in der
Zeit von 1850 bis 1900. Musikbeispiele und gesprochene Auszüge aus
Gedichten bieten hier kurzweilige Abwechslung. Alle Bildbeispiele lassen
sich vergrößert darstellen und sind mit einer Zoomfunktion versehen,
so dass sie in sehr guter Auflösung genauer betrachtet werden können.
Dabei begleiten gesprochene Bildanalysen viele der Werke. Ein interaktiver
Rundgang durch Monets Garten in Giverny mit 360°-Blick und verbalen
Informationen rundet den Aspekt "Stile und Motive" ab. Die zahlreichen
bildbegleitenden Textpassagen der CD werden leider recht klein dargestellt
und können nicht ausgedruckt werden.
Der Bereich "Chronik" gibt anhand einer Zeitleiste und einer Landkarte
einen Überblick zu der Geschichte der impressionistischen Bewegung.
Jedes Jahr von 1855 bis 1894 sowie verschiedene Regionen und Städte
(vorwiegend Frankreichs) können einzeln angeklickt werden und binden
Künstler, Werke und wichtige impulsgebende Momente in einen gemeinsamen
Kontext ein.
Ein zeitgeschichtlicher Rückblick zu verschiedenen Themengebieten,
z. B. Weltausstellungen, Kriegsgeschehen oder medizinischen Neuerungen
aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wird in kurzen Videosequenzen
dargestellt. Dieser Teil der CD erlaubt zwar den Blick über den kunstgeschichtlichen
Tellerrand, gerät zuweilen jedoch etwas langatmig.
Insgesamt bietet die CD-ROM "Impressionismus" einen guten Einstieg
in die Thematik mit viel Bild- und Textmaterial sowie einer gelungenen
Menüführung. Die CD-ROM richtet sich an interessierte Laien,
ist aber aufgrund ihrer komplexen Struktur und der umfangreichen Literatur-
und Bildnachweise auch für die Sekundarstufe II zu empfehlen.
Michael Schacht