Die Begegung mit historischer Kunst ist meist am unmittelbarsten im Museum möglich. Beim Schreiten durch die Säle haben wir die Originale vor Augen und betrachten sie aus nächster Nähe. Wenn wir nicht direkt ins Museum gehen können, dann ergänzen digitale Medien Reproduktions- und Vermittlungsmöglichkeiten, die uns bisher in der Regel Bücher gaben.
Die vorliegende CD-ROM nutzt die spezifischen Möglichkeiten dieses Mediums in beeindruckender Weise, indem an ihr erfahrbar wird, was es bedeutet, in einem “virtuellen Museum" zu wandeln. An einem kleinen Museumsmodell lassen sich auf dem Bildschirm Gebäudetrakte und Säle der größten Gemäldesammlung der Welt, des Louvres in Paris, anklicken, und es eröffnet sich ein Blick in einen Ausstellungsraum. Durch einfache Mausbewegung dreht man sich in der Mitte des Saals um die eigene Achse und hat so einen Panoramablick auf die Bilder. Zur genaueren Betrachtung der 300 Gemälde, kann man näher an diese “herantreten". Bei nochmaligem Klicken auf das Bild haben Besuchende des “virtuellen Louvres" die Option, Details anzuschauen sowie nähere Informationen zu Werk und Künstler abzurufen. Durch einen weiteren Mausklick auf die jeweils angrenzenden Gänge gelangt man in einen der nächsten Säle.
Die CD-ROM bietet neben dieser sehr überzeugenden 3-D-Grafik die für Kunstvermittlungs-CDs üblichen Funktionen, wie beispielsweise gesprochene knappe Bildkommentare, Kurzbiographien, Erklärungen zu Kunststilen, eine Zeitleiste, auf der sich Bilder aus bestimmten Epochen abrufen lassen, die Möglichkeit, sich virtuelle Bilderalben und Diashows mit Gemälden zusammenzustellen und Optionen, Bilder nach bestimmten Themen (wie z. B. Wohlbefinden, Liebe, Schrecken) oder nach Künstlernamen sortiert zu bekommen. Zudem werden Kompositionsanalysen geliefert.
Mit ihren nur aus kleinen abstrakten Symbolen bestehenden Kontrollfeldern richtet sich die CD an Jugendliche ab der Sekundarstufe II sowie an kunstinteressierte Erwachsene. Sie ist im Kontext von Kunstunterricht sowohl zur Unterrichtsvorbereitung als auch zur direkten Nutzung durch Schülerinnen und Schüler einsetzbar. Sie gibt einen umfassenden und und sehr gut animierten Überblick über die im Louvre ausgestellte französische Malerei aus über vier Jahrhunderten bis 1870. Wer allerdings die Mona Lisa oder die Impressionisten sucht, wird freilich enttäuscht.
Georg Peez