Die malerische Wirkung und die Lichteffekte
entstehen durch den Gebrauch der Ölfarbe in Aquarellmalweise. Turner
bediente sich einer lasierenden Technik und erreicht auf diese Weise die
Leuchtkraft der Gelbtöne und die Transparenzwirkungen der Wasserpartien.
Durch die Lasuren verwischt er den Hintergrund, indem er beispielsweise
beim Himmel Übergänge von intensivem zu zartem Hellblau, über
abgetöntes Gelb zu Weiß schafft. Mit dieser Technik verhindert
Turner den Effekt der Farbfelder; denn jedes Teilstück des Bildes
besteht nicht aus einer Farbe, sondern verwandelt sich unmerklich von einer
in die andere, ohne daß es möglich wäre, den Punkt zu sehen,
an dem eine Farbfläche endet und eine andere beginnt. Auf diese Weise
nahm der Künstler Errungenschaften der Impressionisten vorweg, während
der Diskurs über die Auflösung und Wiederherstellung von Farbe
und Licht, den bereits die venetianischen und französischen Maler
des 18.Jahrhunderts führten, sich fortsetzte und weiterentwickelte.
In der linken Bildhälfte führen die Bögen einer weiteren
Brücke ins Licht. Die zarten Farben und die weiche Pinselführung
lassen die Vision ruhig erscheinen. Auf dem sanften Wellengang des Wassers,
das mit weichen und warmen Goldtönen und verwaschenem Blaugrau wiedergegeben
ist, sieht man ein Boot, fern vom Wirbel des Lichts und von der Unruhe,
die die Durchfahrt des Zuges auslöst. Bezüglich der Behandlung
der Landschaft gibt es zwischen links und rechts keinen Unterschied.
Die linke Seite des Bildes ist jedoch von der trägen, langsamen Bewegung
von Boot und Wellen geprägt, während die rechte vor allem von
der Geschwindigkeit des durchfahrenden Zugs beherrscht wird, aber auch
von der seinerseits ausgelösten Bewegung der Luft. |