Der
Quaderkopf
Eine Unterrichtseinheit für die 8. Jahrgangsstufe von Uli Schuster |
Unter dem Stichwort "Abbilden des Sichtbaren: Die bildnerische Werkstatt" sucht der Lehrplan für die 8. Jahrgangsstufe nach "Abbildungsverfahren, die den Schülern helfen, Beobachtetes überzeugender darzustellen". Gemeint sind Verfahren, die Raumwirkungen, Maßverhältnisse und Realeffekte erproben. Diese Aufgabenstellung greift zurück auf eine Unterrichtseinheit zu den Proportionen am menschlichen Kopf für die 6. Jgst und erweitert das Problem um die Darstellung räumlicher Tiefe sowie um ein Abbildungsverfahren, das in der Sachdarstellung einen Standard bedeutet: die Drei-Tafel-Projektion. |
![]() Eine Zeichnung aus dem Dresdener Skizzenbuch zeigt einen standardisierten Kopf in drei extremen Ansichten wie in einer "Drei-Tafel-Projektion" in Grundriß, Aufriß und Seitenriß systematisch aufeinander bezogen. Die eingezeichneten horizontalen und vertikalen Linien gliedern einerseits Kopf und Gesicht in einzelne messbare Abstände nach Höhe, Breite und Tiefe. Andererseits erlauben sie die Zuordnung der Projektionen zueinander. Wie weit steht die Stirn vor, wie tief liegen die Nasenwinkel zurück. Es ist sinnvoll diese Abbildung mit den Schülern ganz genau zu studieren. Diese Untersuchung Dürers zu den Proportionen am menschlichen Kopf nehmen wir zum Ausgangspunkt für eine vergleichbare Übung. Das Dresdener Skizzenbuch enthält eine ganze Reihe von Proportionsstudien, die Dürer später in seiner Schrift "Zwölf Bücher von menschlicher Proportion" in Form von Holzschnitten publizierte. |
![]() Wir zeichnen mit Lineal ein die vertikale Symmetrieachse (Mittellinie) und die drei horizontalen Hauptlinien des Gesichts im gleichen Abstand von je 1/2 Kopfbreite. Diese Höhenabschnitte lassen sich als Zeilen auch in die beiden Seitenansichten übertragen. Die unterste Hauptlinie markiert die Höhe der Nasenunterseite. Die zweite Hauptlinie markiert die Höhe des oberen Augenlids, die dritte Hauptlinie begrenzt das Gesicht zum Haaransatz hin. Der Quader umschreibt den Kopf so eng, daß die Gesichtsfläche von Kinn bis Scheitel sowie zwischen den Schläfen die ganze Fläche des frontalen Rechtecks füllt. Dieser gemeinsame Start muß ausreichen, um den Rest der Zeichnung selbständig zu erledigen. |
![]() Man wird es nicht für möglich halten, aber manchem Fünfzehnjährigen fehlt bei der Abwicklung noch der Überblick darüber, wie die Ansichten richtig zuzuordnen sind. Da schaut schon mal bei der Draufsicht die Nase nach hinten. Für viele Schüler bedeutet es eine Überwindung, die Rechtecksflächen ganz auszufüllen. So stößt die Nase in mancher Profildarstellung zwar an der Umgrenzungslinie an, aber die Draufsicht oder Untersicht werden nicht in voller Tiefe genutzt. Auch in der hier wiedergegebenen Schülerarbeit liegt die Nase in der Frontansicht höher als in den Profilen. Zuletzt werden die Ansichten mit den notwendigen Klebefalzen versehen, gefaltet und zum Quader zusammengeklebt. Nun kann jeder durch Peilen und Drehen selbst seine Fehler finden und einen Fehlerbericht schreiben. |
Zum Thema Proportionen gibt es im KUSEM
eine ganze Reihe von Seiten:
Dürer geht wie die meisten Proportionslehrer der Renaissance aus von Vitruv, dem römischen Architekten aus der Zeit des Kaisers Augustus. Die populärste Darstellung des Kanons von Vitruv ist der "Mann im Quadrat" von Leonardo da Vinci. In einer Unterrichtseinheit für die 6. Jahrgangsstufe sind die Proportionen des menschlichen Kopfs/Gesichts für den Unterricht aufbereitet. Für den Leistungskurs sind verschiedene Proportionssysteme für die Darstellung der menschlichen Figur im Vergleich aufbereitet. |