Luitpold-Gymnasium München                                                             Leistungskurs Kunsterziehung
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Die Erschießung der Aufständischen 3. Mai 1808
Francisco José de Goya y Lucientes (1746-1828)
1814, Größe 2,55 x 3,45 m, Öl auf Leinwand,
Prado, Madrid

von Moritz Mayerhofer, Jahrgangsstufe 12


EINDRUCK
Aufruhr, Schüsse......Schreie - Weinende stehen um die erschossenen Körper ihrer Lieben. Es ist Nacht. Der Geruch von Schießpulver und Angst liegt in der Luft. Ein Mann steht an der Wand. Zu seinen Füßen die Toten, hinter ihm verstecken sich ängstliche Männer mit schreckerfüllten Gesichtern. Auf den Mann sind die Gewehrläufe von Soldaten gerichtet. Er richtet die Arme in die Luft. Scheinbar hat er sich mit seinem Schicksal abgefunden ...
Als ich Goya’s Bild „Die Erschießung der Aufständischen am 3. Mai 1808“ zum ersten Mal sah, lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Erbarmungslos und mit einer unglaublichen Härte zeigt Goya Tod und Verzweiflung in den Gesichtern der Menschen. Der spanische Künstler Goya verarbeitete bei dem Bild das gewaltsame Ende der französischen Besatzung in Spanien (1808-1813). Das Bild entstand bereits im Jahr 1814. Es wurde mit Öl auf Leinwand gemalt, und mißt im Breitformat stolze dreieinhalb Meter.

BILDBESCHREIBUNG
Auf dem Bild „Die Erschießung der Aufständischen am 8.Mai 1808“ von Goya erkennt man eine große Gruppe von Menschen. Sie befinden sich in der linken Seite des Bildes. Bei ihnen handelt es sich wohl um eine Menge von Aufständischen; die Kleidung lässt einen Vermuten, dass es sich bei den Aufständischen um Bauern und Personen ähnlich geringen sozialen Standes handelt. Im Hintergrund, schon fast in der Dunkelheit verschwindend, zeichnet sich die Silhouette von Madrid ab. Einige eng aneinandergereihte Häuser stehen um eine Kirche herum, und schließen diese in der Stadtmitte ein. Die Leute knien oder stehen da und bedecken ihre Gesichter mit den Händen. In ihrer Mitte steht ein junger Mann mit wild hochgerissenen Armen. Am Boden vor ihm liegen weitere Personen erschossen am Boden. Hinter ihm befindet sich ein sehr steil ansteigender Hügel, und vor ihm - in der rechten Bildhälfte und mit dem Rücken zu uns - mindestens acht bewaffnete Soldaten. Die Läufe ihrer Gewehre zielen auf ihn und seine Schicksalsgenossen. Sie sind eingekesselt, es herrscht Hoffnungslosigkeit, Todesangst. Drei kleine Worte und Sch(l)uss. Mehr wird den Menschen in dieser Situation auch nicht übrigbleiben. Die Soldaten haben sie vom Dorf weg in eine Sackgasse getrieben. Drei der Aufständischen wurden schon erschossen; die anderen folgen noch. Eine grausige Vorstellung. Mit zu Boden gesenkten Häuptern warten die Weinenden auf ihr nahendes Ende. Doch dieser Mann inmitten der Todgeweihten verhält sich anders. Trotz der Angst, verkriecht er sich nicht hinter den schon Toten, nein, er stellt sich in voller Körpergröße vor seine Mörder und stellt sich seinem Schicksal. Der gesamte Schauplatz wird nur von einer einzigen Lichtquelle beleuchtet. Sie befindet sich in Form einer etwa 1m³ großen Box vor den Füßen der Soldaten. Im Zentrum des Lichtkegels befindet sich der bereits erwähnte Mann mit den erhobenen Armen. 

FLÄCHENORDNUNG

Unterteilung der Bildfläche in mehrere Teile.

Mit ein paar Hilfslinien klar erkennbar: Das Chaos auf der linken Seite und die stabilisierende Ordnung auf der Seite der Soldaten. Darüber spannen sich die Kurve des Hügels und die ebenfalls ruhige Achse der Stadt. 
Das Bild lässt sich grobgenommen in fünf unterschiedliche Teilflächen aufteilen. Das sind: Hintergrund, Hügel, Aufständische, Soldaten und der Boden. Doch im genaueren Betrachten lassen sich auch präzisere Flächen ausmachen. Der Hintergrund lässt sich zum Beispiel in Himmel und Stadt einteilen. Auf diese Weise kann man auch den Mann (mit den erhobenen Armen) von der Menge der Aufständischen separieren. 
Im Bildaufbau integriert sind einige Achsen, die sich auf die Dynamik des Geschehens auswirken. Zunächst wären da die klaren Achsen, die von den Gewehren der Soldaten waagerecht im Bild stehen. In Reih' und Glied wirken sie militärisch ruhig und geordnet. Für die Soldaten selbst gilt dies entsprechend. Als Block sind sie aufgereiht an einer nach rechts hinten schräg in den Raum hineinführenden Achse . Die Haltung ihrer Gewehre ist exakt einstudiert. Auf der Seite der Soldaten ist aber noch mehr Ruhe im Bild versteckt. Der Boden unter ihnen ist sehr plan und eben. Auch der Hintergrund, in diesem Fall die Stadt, wirkt stabilisierend. Auf Seiten der Aufständischen ist das komplette Gegenteil zu sehen. Schon allein derHügel macht die Situation der Rebellen deutlich. Er schließt sie, einen Bogen machend, förmlich in einer Falle ein. Wild umherstehende Personen, gekrümmt von Leid, heraufgerissene Arme. Das verdeutlicht den chaotischen Eindruck,den diese Hälfte Bildes auf einen macht. Es lassen sich zwei Richtungen für die Haltungen der Personen ausmachen. Zu den Soldaten hin, oder von ihnen weg. 
Eine Vielzahl der Rebellen wendet sich von ihnen ab, einige jedoch blicken in die Richtung der Soldaten oder beugen sich nur einfach zu den Toten herab. Doch in all diesem Chaos fällt einem sofort der Mann in dem weissen Hemd auf. Seine Haltung macht einen deutlichen Unterschied zu allen anderen Personen aus. Er steht mit erhobenen Armen zwischen den Toten. Seine Arme sind hierbei sehr wichtig. Sie zeigen nämlich einerseits in die Richtung der Soldaten, andererseits nach links zum Hügel und damit auf die Seite der Aufständischen. Diese Ausrichtung der Arme lässt den Blick jedes Betrachters unweigerlich auf die Person schweifen. In ihm Bündeln sich fast alle Achsen. Und auch wenn dieser Mann in weiss eigentlich in der linken Hälfte des Bildes steht, erscheint er als der Mittelpunkt des gesamten Bildes.

RAUMILLUSION
Die Soldaten rechts, Aufständische links, dahinter ein kleiner Hügel und im Hintergrund die Stadt. So oder ähnlich könnte man in aller kürze den Aufbau dieser Szene beschreiben. Auf der einen Seite die Guten, auf der anderen die Bösen. Und es ist eigentlich auch was dran, wenn man behauptet, dass das Bild „irgendwie nach einem Theaterstück" aussieht. Das Bild ist sozusagen scenografisch insziniert, es wirkt wie eine Aufführung auf einer Bühne. Es lebt von den Personen, die darin erscheinen. Die Umgebung ist so schlicht wie möglich gehalten. Ein einfacher Boden, links etwas ansteigend, rechts eher plan. Dahinter eine leichte Senke, links davon ein einfacher, unbewachsener Hügel. Und wie zuvor schon erwähnt: Eine Stadt im Hintergrund. Es besteht gar keine Frage. Dieses Bild kann man auch als Theateraufführung inszinieren. Die Anordnung der Personen und Requisiten macht dabei keine Probleme. Im Vordergrund stehen auf der einen Seite die Rebellen, auf der anderen die Soldaten. Beide vorderen Parteien stehen hierbei auf einer leichten Anhöhe. Dahinter, auf normaler Höhe, sind noch mehr Aufständische und ein Modell des Hügels. Vielleicht zwei Meter dahinter befindet sich das abschließende Bühnenbild der Stadt. Es lässt sich jedoch nicht nur etwas über den Aufbau des Raumes sagen, sondern auch über die Weise, wie und aus welcher Sicht, der Maler das Geschehen erfasst. Er blickt nämlich aus Augenhöhe der handelnden Personen auf das Geschehen. Der daraus resultierende Eindruck, dass man Augenzeuge dieses schlimmen Zusammentreffens ist, verstärkt sehr die hoffnungslos düstere und beklemmende Wirkung des Bildes.
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Das Bild ist aufgebaut wie eine Bühne.

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FARBORDNUNG
Die Farben spielen in diesem Werk von Goya eine tragende Rolle. Er setzt sie Szenerie in eine dunkle Nacht. Viele Braun- und Ockertöne erwecken einen warmen Eindruck des Geschehens. Die einzige Lichtquelle ist eine gelb leuchtende Lampe, die zu Füßen der Soldaten ihren Lichtkegel auf die Aufständischen wirft. Die Farbe Gelb taucht wie gespiegelt, in der linken Seite des Bildes erneut auf. Diesmal in Form einer Hose. Und wem gehört diese Hose? Ist doch ganz klar: Unserem Mann, der auch dass weiße Hemd trägt. Die Farbe Gelb steht ja eigentlich für die Freude (Van Gogh) und für das Göttliche. Aber was soll sie hier, in diesem Bild, an diesem Ort? Man sollte aber nicht vergessen, dass das Bild schon mehr als Hundert Jahre alt ist, und demnach vielleicht etwas vergilbt ist. Auch besteht die Möglichkeit, dass es beim scannen / digitalisieren des Abdrucks zu Farbverfälschungen gekommen ist. Neben dem Gelb und etlichen hellen Brauntönen, verwendet Goya auch sehr dunkle Varianten, die schon fast Schwarz wirken. Diese dunklen Farben schließen die Aufständischen von nahezu allen Seiten ein. Diese Konzentration der hellen Farben auf einen Bereich erweckt natürlich die Aufmerksamkeit des Betrachters. Er schaut automatisch auf das Helle des Bildes und erkennt sogleich den Schrecken und die Angst, die in den Gesichtern der Leute liegt. 

Dunkle und kalte Bereiche umgeben die Opfer

Warm strahlende Farbflächen erscheinen nur in der Bildmitte

BILDGEGENSTÄNDE
Es existieren in diesem Bild im Grunde genommen wenig Gegenstände. Abgesehen von den Gewehren und den Säbeln, die die Soldaten mit sich tragen, und der Laterne, die vor ihnen am Boden steht, gibt es eigentlich wenig über die Bildgegenstände auszusagen. Alle Dinge, die sonst noch im Bild vorkommen, gehören, wie beispielsweise Mützen, größtenteils zur Kleidung der Aufständischen. Die Bildgegenstände lassen sich recht gut ordnen. Annähernd alle Gegenstände weisen einen gewalttätigen Charakter auf. Von Säbel bis Gewehr, dienen diese Dinge allein dazu, anderen Leuten Schaden zuzufügen. Und diese anderen Leute, eben die Aufständischen, haben ihnen nichts entgegenzusetzen. Das Licht hat für die Szene nur den einzigen Wert Sicht zu geben, damit die Soldaten ihre Ziele besser treffen.

INTERPRETATION
Das Bild ist meiner Meinung nach sehr vielschichtig. Der Maler stellt die grausame Hinrichtung vieler  spanischer Rebellen dar, die 1808 für die Freiheit ihres eigenen Landes und gegen die französischen Besatzer kämpften. Der Maler lässt uns durch seine Augen erblicken was so oft in den fünf Jahren französischer Besatzungszeit passierte. Der unbarmherzige Mord an vielen patriotischen Menschen, die sich für ihr Land opferten. Doch noch einmal zurückzukommen auf den Mann in dem weissen Hemd und mit der gelben Hose: Symbolisiert er die Gesamtheit der Bevölkerung nachdem Motto: „Ihr kriegt unser Land nur über unsere Leichen“, oder stellt er eine neue Lösung dar. In den Farbe der Freude und der Reinheit, bietet er eine Union an. Eine Vereinigung der zwei verfeindeten Länder. Den Frieden zwischen dem Militär und der Bevölkerung. Ist dieser Mann überhaupt ein gewöhnlicher Mensch, oder ist er ein göttlich strahlender Botschafter in dieser dunklen, blutrünstigen Welt? Wieso zieht er alle Gewehrläufe auf sich, und bietet sich freiwillig an, an Stelle der anderen zu sterben? Niemand weiss genau, was in dem Künstler Francisco José de Goya y Lucientes wirklich vorging, als er im Jahre 1813 nach einer Periode des Schreckens und der Vernichtung um sich blickte und endlich wieder sagen konnte: 
Ich bin frei...

LITERATUR UND NETZQUELLEN
Wer sich weitere Informationen zum Künstler Goya holen will, kann die folgende Internetadressen anwählen:
http://www.geschichte.2me.net/bio/cethegus/g/goya.html
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/kunst/cassone/Seiten/Goya.html
 

ich hoffe, dass ihnen meine Arbeit gefallen hat und wünsche ihnen noch viel Spaß im Netz